I nostri Ragazzi – Unsere Kinder.

  • Ov/d|
  • 92 min|
  • 2014
  • Italien
  • Regie: Ivano De Matteo
  • Besetzung: Alessandro Gassman (Massimo), Giovanna Mezzogiorno (Clara), Luigi Lo Cascio (Paolo), Barbora Bobulova (Sofia), Rosabell Laurenti Sellers, Jacopo Olmo Antinori, Lidia Vitale, Antonio Salines, Roberto Accornero, Sharon Alessandri

Zwei völlig unterschiedliche Brüder – ein Kinderchirurg und ein Rechtsanwalt – treffen sich einmal im Monat in einem Luxusrestaurant zum Abendessen. Mit dabei sind ihre Ehefrauen, die sich nicht leiden können und daraus auch keinen Hehl machen. Der Kinderchirurg hat einen Sohn, Michele, und der Rechtsanwalt eine Tochter aus erster Ehe, Benedetta. Die beiden Jugendlichen treffen sich häufig. Eines Nachts zeichnet eine Überwachungskamera auf, wie zwei Teenager, ein Junge und ein Mädchen, eine Obdachlose mit Tritten und Schlägen misshandeln. Die Frau fällt schwer verletzt ins Koma. Wenig später werden die Aufnahmen im Fernsehen gezeigt. Obwohl sich die Identität der Teenager nicht feststellen lässt, gelangen die beiden Paare rasch zur Überzeugung, dass ihre eigenen Kinder die Täter sind. Was nun?

Familiengeschichten haben mich schon immer fasziniert, weil sie im Kleinen die Gesellschaft abbilden, in der sie sich zutragen. Meine vorangegangenen Filme „La bella gente“ und „Gli equilibristi“ handeln vom ruhigen und beschaulichen Leben einer scheinbar ganz normalen und glücklichen Familie, das durch etwas, was von aussen eindringt, einen Riss bekommt. Mit „I nostri ragazzi“ hingegen wollte ich einen Schritt weiter gehen: Was geschieht, wenn die Erschütterung direkt aus dem Kern der Familie selbst kommt? Es ist ein Film über versteckte Gewalt, die stets unter Kontrolle gehalten wird, aber schlagartig und aus Versehen aus jedem von uns herausbrechen kann. Als Vater habe ich mich gefragt, bis zu welchem Punkt wir unser Gewissen ignorieren können oder müssen, um unser Glück zu beschützen. Die Logik des Herzens wiederspricht oft der Logik des Gesetzes. Und es besteht ein tiefgreifender Unterschied zwischen dem, was wir sind, und dem Bild, das wir tagtäglich von uns selbst zeichnen.
Ivano De Matteo

Nach „Gli equilibristi“ ein neues starkes Drama von Ivano De Matteo, das ihn als einen sensiblen Filmemacher bestätigt, der dem in der Normalität verborgenen Wahnsinn nachspürt. Denn das Böse, so der Regisseur, steckt in uns. Aber natürlich tun wir so, als würden wir es nicht sehen, damit wir glauben können, es sei ausgemerzt. Unter den bemerkenswerten Darstellern findet sich der junge Jacopo Olmo Antinori, der bereits als Hauptdarsteller in Bernardo Bertoluccis „Io e te“ zu sehen war. Ein schlicht und einfach sehenswerter Film.
Anna Maria Pasetti, Il Fatto Quotidiano

„I nostri ragazzi“ besticht wegen seines besonderen Blickwinkels, aus dem er zwei Lebensstile, zwei Weltanschauungen zeigt. Der gewissenhafte Arzt hat eine gebildete Ehefrau und den versteckten Überlegenheitskomplex eines Mannes, der sich gerecht, politisch korrekt und ethisch überlegen fühlt. Angesichts dieses Paares erscheinen der Bruder und dessen Frau wie das Konzentrat weiblicher Oberflächlichkeit und männlichen Aufsteigertums: zu viel Geld, zu viel Luxus, zu viele Statussymbole. Doch Di Matteo zeigt uns eindrücklich, dass alles eine Täuschung ist. Geht es um heikle Entscheidungen, ist der moralisch Korrektere jener, von dem man es am wenigsten erwartet. Der Film beginnt adrenalingeladen mit einem in eine Tragödie ausufernden Streit unter Autofahrern, lässt das Interesse stetig wachsen und hat ein überraschendes Ende.
Dies verdankt er auch der Schauspielleistung von Alessandro Gassmann, der in Höchstform das innere Drama eines Menschen sichtbar macht, der nicht nur feststellen muss, dass er seine Tochter nicht kennt, sondern der auch die unerträgliche Leere dieses Gefühls erfahren muss. Und ebenso Luigi Lo Cascio, der hervorragend die Psychologie eines Mannes skizziert, der mit der Tat des Sohnes seine eigene Welt in die Brüche gehen sieht. Eine Welt, in die das Böse vermeintlich nicht eindringen kann, in der alles immer nur in guter Absicht geschieht.
Stenio Solinas, Il Giornale

Ivano De Matteo (1966, Rom) ist seit den Neunzigerjahren für Theater, Kino und Fernsehen tätig und arbeitet auch als Schau­spieler. 1993 gründet er mit Valentina Furlan die Theaterkompanie Il cantiere und debütiert 1997 mit dem Kurzfilm „Grazietante“, auf den „Prigionieri di una fede“, „Mentalità Ultras“ und „ProvocAzione“ folgen, die sich thematisch alle um die Welt des Fussballs drehen. „I nostri ragazzi” ist nach „Ultimo stadio” (2002), „La bella gente” (2008) und „Gli equilibristi” (2012) sein vierter Kinofilm.

Weitere Angaben zu der italienischen Filmserie unter: www.cinema-italiano.ch

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