Non essere cattivo – Tu nichts Böses.

  • I/d/f|
  • 100 min|
  • 2015
  • Italien
  • Regie: Claudio Caligari
  • Besetzung: Luca Marinelli, Alessandro Borghi, Silvia D’Amico, Roberta Mattei, u.a.

Die Vorstädte von Rom und Ostia in den Neunzigerjahren. Die ‚ragazzi di vita‘, die Jugendlichen der Vorstädte, denen Pasolini 1955 mit seinem Romandebüt ein Denkmal setzte, sind inzwischen Teil einer Welt, in der sich alles um die Vergnügungssucht dreht. Geld, schnelle Autos, Nachtlokale, synthetische Drogen und Kokain sind relativ leicht zu haben. In dieser Welt leben die engen Freunde Vittorio und Cesare, die beide 20 Jahre alt sind und nach Erfolg und Bestätigung suchen. Dieser Eintritt ins Erwachsenenleben hat einen sehr hohen Preis: Um sich zu retten, distanziert sich Vittorio von Cesare, der dagegen unabwendbar weiter abrutscht. Dank ihrer engen Bindung verlässt Vittorio seinen Freund jedoch niemals ganz und hofft auf eine bessere Zukunft, eine Zukunft als Freunde.

„Non essere cattivo“ ist die Geschichte einer tiefen Männerfreund­schaft, die nichts mit Homosexualität zu tun hat. Für mich sind die beiden wie Brüder. Es ist eine Bindung, die Bestand hat, obwohl das Schicksal ihre Wege trennt. Vittorio versucht, sich zu retten und sich über die Arbeit in die Gesellschaft zu integrieren. Cesare hingegen versinkt mehr und mehr im Sumpf der Drogen und des Dealens, bis er bei einem Überfall verletzt wird. „Non essere cattivo“ spielt Mitte der Neunzigerjahre, weil dies der Moment ist, in dem die Welt Pasolinis und seiner ‚ragazzi di vita‘ stirbt. Die Jungen aus „Amore tossico“ (Spielfilmerstling von Claudio Caligari, Anm.) waren in gewisser Weise voller Unschuld, sie stahlen, um sich mit Drogen betäuben zu können. Den Reichen etwas wegzunehmen, war für sie eine Möglichkeit, die soziale Ungerechtigkeit auszugleichen. Cesare und Vittorio indes verkörpern eine neue Generation. Sie stehlen nicht, damit sie irgendwie über die Runden kommen, sondern weil sie etwas anhäufen wollen, weil sie Luxusgüter kaufen wollen:  Rolex-Kameras, schnelle Autos, Markenschuhe. Pasolinis Jungen sind inzwischen Teil des organisierten Verbrechens und haben die bürgerlichen Wertvorstellungen von Geld und Konsum übernommen.
Claudio Caligari

17 Jahre nach seinem Kultfilm „L’odore della notte“ kehrt Claudio Caligari mit „Non essere cattivo“ zurück, der an seinen Erstling „Amore tossico“ von 1983 über heroinabhängige Jugendliche aus der Vorstadt erinnert. Um sich ihre Dosis zu beschaffen, ziehen sie zwischen Rom und dem Lido di Ostia hin und her, den Orten Pier Paolo Pasolinis. Auch „Non essere cattivo“ ist geprägt von diesen Orten und dieser Menschlichkeit. Doch Pasolinis Welt war verschwunden, bevor der Film fertig wurde. Heute gibt es sie nicht mehr, der Regisseur bleibt ihr indessen treu. Dies mit einem rigorosen und auf die Wahrheit achtenden Stil, der an Brecht erinnert und dem jeder Mainstream fremd ist.
Maria Pia Fusco, La Repubblica

Weitere Angaben zu der italienischen Filmserie unter: www.cinema-italiano.ch

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